Arnaldur Indridason: Nordermoor

In Island stehen die Dinge nicht zum Besten. Nicht nur, dass es regnet und stürmt, dass es kaum noch hell wird und so kalt ist, dass der Hintern in der Unterhose einfriert – auch den Isländern gehen diese Lebensumstände derart auf den Wecker, das Alkoholismus, Gewalt, Drogenmissbrauch und zerrüttete Familienverhältnisse an der Tagesordnung sind. Das ist die Bühne, auf der „Nordermoor“ spielt, eine Geschichte, die zum besten Skandinavienkrimi 2002 gekürt worden ist. Es geht um den Mord am alten Holberg beginnt, einem Rentner, der  seinem Mörder selbst die Türe öffnete und der sich im Lauf der Ermittlungen als notorischer Vergewaltiger entpuppt. Die schrittweise Enthüllung der Lebensgeschichte Holbergs, der zwanzig Jahre vor seinem Tod zusammen mit seinem Kumpanen reihenweise die Frauen vergewaltigte und schwängerte, enthüllt ein wenig schmeichelhaftes Bild isländischer Unterwelten voller voller Nutten. Gewalt und Korruption. Kommissar Erlendur, der die Ermittlungen führt, ist selbst mit einer drogenabhängigen Tochter geschlagen, seine Kollegen sind zum so unfähig, uninteressiert oder korrupt, dass der soziale Abschaum von Reykjavik meist ungestört sein Unwesen treiben kann. Doch der Mord an Holberg zeigt, dass da ein Rächer unterwegs ist, eine Gestalt, die auf geheimnisvolle Weise mit den Untaten des Ermordeten verbunden ist. Ein totes Kind ohne Gehirn, eine Erbkrankheit, die nur Frauen betrifft und eine Gendatei kommen zusammen, ehe die Geschichte auf ein schlüssiges  Ende zusteuert. Eine lesenswerte Story für ein verregnetes Wochenende, an dem man besser niemandem die Türe öffnet.

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