Osterhammel: Die Entzauberung Asiens. Europa und die asiatischen Reiche im 18. jahrhundert

Asiatische ReicheDie asiatische Geschichte gilt auch erfahrenen Reisenden gemeinhin als ein Buch mit sieben Siegeln. Die vorliegende Veröffentlichung, hervorgegangen aus dem Fernstudienkurs „Neuzeitliches Asien“ der Fernuniversität Hagen, gibt deswegen dankenswerterweise sieben Antworten auf Grundfragen der asiatischen Geschichte, die zugleich als ein vielseitig verwendbares Reisebuch zur Einführung in die asiatischen Gegenwart gelesen werden können. „Asien ist eine Erfindung Europas“ heißt es in der Einleitung, in der die Grundkonstanten der asiatischen Geschichte seit dem Beginn der Entdeckungen bis zum Abschluß der Entkolonialisierungsbewegungen umrissen werden. An sieben Fallbeispielen werden sodann die großen geschichtliche Wegmarken nachgezeichnet, anhand derer sowohl die Art der europäischen Herausforderung wie auch die jeweils spezifische und kulturgebundene Form der japanischen, philippinischen, iranischen, indischen oder chinesischen Antwort deutlich wird. Wieso gelang Japan in der Meji-Restaurtion jene 1 (49)staunenswerte „Revolution von oben“ und damit der blitzartige Sprung vom Feudalismus in die Industriegesellschaft? Wie entwickelte sich die Sonderstellung der Philippinen als des einzigen katholischen Landes Asiens? Wie wurde der schiitische Islam, einer der bewegenden aktuellen Kräfte im westasiatischen Raum, zur iranischen Staatsreligion? Welche Spuren hinterließ der britische Kolonialismus in den nordindischen Provinzen, die heute zu den dichtbesiedeltesten Regionen der Erde gehören? Wie verlief der Prozeß der intellektuell-weltanschaulichen Neuorientierung in China nach dem Ende des Kaiserreiches? Die aktuellen Bezüge dieser und anderer kurz und verständlich geschriebenen Abhandlungen sind unübersehbar. Sie bieten nicht nur dem kultur- und geschichtsinteressierten Asienreisenden einen ersten und leichtverständlichen Einstieg in die Vergangenheit und Gegenwart der schier unendlichen asiatischen Welt, an dem es bislang – jedenfalls in dieser Prägnanz und leichten Verständlichkeit – mangelte. Der etwas stolze Preis für dieses Taschenbuch, das als Originalausgbe erschienen ist, mag unter diesen Umständen als gerechtfertigt erscheinen

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