Pigafetta. Die erste Reise um die Welt

Pigafetta„Am Sonntag, dem 7. April liefen wir in den Hafen von Zubu ein. Vor uns lagen mehrere kleine Dörfer mit seltsamen, auf Bäumen stehenden Häusern. Nachdem wir Anker geworfen hatten, ließ der Generalkapitän alle Flaggen aufziehen, die Segel setzten und eine Salve abfeuern. Das Donnern der Kanonen rief unter den Insulanern große Unruhe hervor.“ So beschreibt Antonio Pigafetta, einer der achtzehn Überlebenden der ersten Weltumsegelung des Ferdinand Magellan, in dem vorliegenden Buch „Die erste Reise um die Welt“ die Ankunft der Spanier auf der heutigen Insel Cebu. Man schreibt das Jahr 152l, und der Generalkapitän hat noch genau 20 Tage zu leben. Philippinen 1992 (70)Schon anderthalb Jahre war man nun unterwegs, war immer weiter ins Unbekannte gefahren, um die theoretisch längst verbreiteten Annahme, dass die Erde eine Kugel sei, durch die erste Weltumsegelung auch praktisch zu bestätigen. Man hatte an den kalten Küsten Südamerikas überwintert, war in einer halsbrecherischen Fahrt durch die Magellan Straße gesegelt, ehe die Mannschaft auf ihrer endlosen Fahrt durch den von Magellan so genannten ruhigen Ozean („Pazifik“) fast verhungert war. Der Gewährsmann, der der Nachwelt diese Reise bis ins kleinste Detail beschrieben hat, war der Vicerziner Patrizier Sohn Antonio Pigafetta, der den Genralkapitän auf eigene Kosten auf seiner Reise begleitete. Er ist ein genauer Beobachter dieses weltgeschichtlichen Ereignisses und erscheint mitunter als fast als ironischer Kommentartor. Nachdem Magellan die Insulaner zu einer Massentaufe aufgerufen hatte, bemerkt vermerkt er zum Beipsiel trocken : „Besonders eifrige Insulaner erhielten Glasperlen als Geschenk“.

Auch für den Tod Magellans auf Cebu ist Pigafetta ein zuverlässiger Gewährsmann. Der Generalkapitän wollte einen Inselhäuptling, der sich der Unterwerfung entzog, vor aller Augen zur Ordnung rufen und ließ seine Gebiete brandschatzen. „Der Anblick der Flammen machte die Insulaner noch wilder und blutgieriger,“ berichtt Pigafetta. „Einige von ihnen fielen den Trupp an, der die Behausungen in Brand gesteckt hatte, und töteten zwei der Unsrigen. Eìn vergifteter Pfeil durchbohrte den rechten Oberschenkel des Generalkapitäns, und er gab den Befehl zu einem geordneten Rückzug. Aber der größere Teil der Unsrigen begann Hals über Kopf zu liehen, so daß nur acht Männer bei dem Generalkapitän blieben und mit ihm den Tod fanden. “

Damit war der Aufenthalt auf Cebu beendet. Vollkommen verstört, wie Pigafetta berichtete, segelten die Spanier weiter, zuerst zu den Molukken, dann unter dem Befahl des baskischen Steuermannes Sebastiano del Cano zurück nach Spanien, wo sich bei der Ankunft der Überlebenden die Begeisterung über die gelungene Weltumsegelung und die Trauer über den Tod des Generalkapitäns die Waage hielten. Es blieb Pigafetta vorbehalten, kurz darauf den ersten Bericht über diese Reise zu schreiben, ein Bericht, der ungewöhnliches Aufsehen erregte, im Original aber verloren ging. Erhalten sind nur Sekundärquellen und Abschriften, aus denen Robert Grün das vorliegende gut lesbar Buch zusammenstellte. Zahlreiche Faksimiles von zeitgenössischen Zeichnungen und Karren lockern das Textbild auf, eine historische Einleitung und Nachbetrachtung runden das Werk ab, Für Liebhaber von Primärquellen allererste Wahl, auch wenn das Buch, wie alle Erdmann Editionen, nicht billig ist.Pigafetta

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