Hall: Das japanische Kaiserreich (Fischer Weltgeschichte Bd. 20)

FWG JapanIn den sechziger Jahren und später veröffentlichte der Fischer Taschenbuchverlag eine monumentale Weltgeschichte in 36 Bänden, deren Besonderheit darin lag, dass auch die außereuropäischen Kulturen ihr volles Gewicht innerhalb der Reihe erhielten. So ist ein ganzer Band der Fischer
Weltgeschichte  Japan gewidmet. Von der frühgeschichtlichen Zeit der Einwanderung tungusischer Stämme aus Nordasien und der Jomon Kultur bis zur Niederlage des Kaiserreiches im zweiten Weltkrieg führt das Buch detailliert und kompetent durch die Jahrtausende. Besonderen Wert  legte IMG_7283der inzwischen verstorbene Verfasser John Whitney Hall auf die Sozial- und Religionsgeschichte, namentlich auf die Entstehung von Shintoismus  und Mahayana Buddhismus, ihre Vermischung und Weiterentwicklung in den unterschiedlichsten Sekten. Es lässt sich viel lernen über Feudalismus und Wirtschaft aus dem vorliegenden Buch, IMG_7827allerdings über den Feudalismus in seiner japanischen Variante, in dem die Samurai in regelmäßigen Abständen den Bauern die Waffen abnahmen ( „Schwertlese“)und in der es im Tokugawa Shogunat allein zwanzig Geldentwertungen in einer Generation gab. Aber auch die politische Entwicklung kommt nicht zu kurz. Die IMG_7965Entstehung des Yamato-Staates im Zwischenreich aus Legende und Tatsachen wird ebenso beschrieben wie die kulturelle Überformung durch den chinesischen Kultureinfluss, der im 6. und siebten Jahrhundert  über Korea nach Japan kam. Es folgt die kunterbunte Geschichte der großen Familien, der Soga, der Fujiwara, der Taira, der Minamoto, Ashikaga und schließlich der Tokugawas, die ab 1600 das ganze Land für ein Vierteljahrtausend von der Außenwelt abschnitten. Shintoismus, Tee-Zeremonie, Zen, Geldwesen, Samurai Kultur werden ebenso beschrieben wie die Mongoleninvasion des 13 Jahrhunderts oder die Machenschaften der parasitären buddhistischen b (2)Mönchsorden, die erst durch den Reichseinigier Nobunaga vernichtet wurden. Am Ende gelingt Japan mit der Meji- Restauration als einziger Macht in ganz Asien nach der Öffnung des Landes in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts der Aufstieg zur Großmacht, die zum Staunen der Welt China und Russland in die Schranken IMG_7440weisen kann.  Die spannungsreiche Innenpolitik und das Schwanken zwischen der „Taisho Demokratie“ und der „Showa-Restauration“ prägen die ersten Jahrzehnte der japanischen Geschichte im 20. Jahrhundert. Am Ende stand die Katastrophe von 1945, die aber durch einen staunenswerten Neuanfang nach 1945 überwunden wird.

Das Buch ist als Einstieg in die japanische Geschichte für Interessierte unbedingt zu empfehlen. Es hat allerdings einen Nachteil und einen Vorteil. Der Nachteil besteht darin, dass es als Taschenbuch schlecht gebunden ist und immer zuklappt, wenn man es nicht mit beiden Händen aufhält. Der Vorteil ist, dass es dieses Buch inzwischen bei den Gebrauchtbuchportalen im Internet für ein paar Euros zu kaufen gibt. (z.B. amazon für Euro 2,79)

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