Szpilman: Der Pianist

Szpilman Der PianistJeden, der sich mit den grossen Massenverbrechen des 20. Jahrhunderts beschaeftigt, werden die Opferzahlen sprachlos machen. Millionen Tote durch die Nationalsozialisten und Kommunisten, wer kann sich das vorstellen? Gerade weil das Verstaendnis der Geschichte auch gerade in ihren schrecklichen Passagen an den Nachvollzug konkreter Schicksale gebunden ist, kommt der Literatur im Zusammenhang von Holocaust und Gulag eine solche Bedeutung zu. Ein solches Buch, das dem Leser eine Vorstellung von den Schrecken des Krieges vor dem Hintergund eines konkreten Schicksals bietet, ist die Geschichte der „wunderbaren Errettung“ des polnischen Pianisten Wladyzslaw Szpylman.
„Der Pianist“ Wladyslaw Szpylman ist eines von vier Kindern des Ehepaares Spzylman aus Warschau, das ebenso wie die meisten Polen im September 1939 vom 2. Weltkrieg ueberrascht werden, ohne im Entferntesten ahnen zu koennen, was sie erwartet. In einer beaengstigenden Uebergangslosigkeit vollzieht sich der Wechsel von der buergerlichen Normalitaet in den Schrecken des Voelkernmordes. Gerade noch musiziert der junge Pianist im polnschen Rundfunk, da wird Warschau schon eingekesselt und am Ende einer Belageurng, die ueber 20.000 Tote kostet, von den Deutschen erobert. Es dauert nicht lange, da beginnt die Ghettoisierung der Juden, eine Groteske der Geschichte, bei der Gebildete und Dumme, Edle und Halunken, Reiche und Arme, kurz: der gesamt Mikrokosmos deer juedischen Welt in einem Viertel Warschau zusammengepfercht werden. Am Anfang gab es im Ghetto noch Theater und Cafes, in denen der Pianist Szpylman sein Geld verdiente, um sich und seine Familie durchzubringen. Nach zwei Ghettojahren, in denen sich die Lebensbedingungen im Ghetto kontinuierlich verschlechterten, wird die Familie Szpylman selktiert und fuer den Transport nach Auschwitz vorbereitet. Wladyslaw wird durch einen Zufall von der Deportierung ausgenommen, muss aber sehen, wie seine gesamte Familie, Vater, Mutter, Bruder und die beiden Schwestern, die Rampen zur Eisenbahn hochgetrieben werden und ihre Fahrt in den Tod beginnen.
Von diesem Punkt der Handlung an entwicklet sich der Roman zu einer Fluchtgeschichte – in immer neuen Verstecken gelingt es dem Pianisten seinen Verfolgern zu entkommen, er ueberlebt den Aufstand der Juden im Ghetto, den Aufstand der Armiqa Krajowa im Jahre 1944, immer weiter wird die Stadt zerstoert, immer kleiner wird der Kreis der Freunde, die ihm noch helfen koennen, bis er am Ende dann doch einem Werhrmachtsoffizier in die Arme laeuft, der ihn, „ein Wudner“, nicht nur laufen laesst sodnern auch noch mit Nahrung und einem Versteck versorgt. Kein Wunder, dass diese Geschichte duch die gleichnamige Polanski-Verfilmung weltberuehmt wurde. Aber auch fuer diejenigen, die den Film gesehen haben, lohnt die Lektuere des Buches – einmal, weil in dieser Neubearbeitung endlich der authentische Text von den Retuschen und Propagandaeinschueben der kommnisichen Machthaber bereinigt wurde, zum anderen aber auch, weil dem Buch eine Passage ueber Wilm Hosenfeld beigefuegt wurde, jenen Wehrnmachtsoffizier, der den Pianisten kurz vor Ende des Krieges rettete. Gutmenschern unserer Tage werden allerdings an dieser Figur keine Freude haben, denn es handelt sich um einen durch und durch national und christlich denkenden Soldaten, der wie die Attentaeter des 20. Juli erst duch die Greuel der Judenmorde zu Umkehr und Einsicht findet, dann aber unter Einsatz seines Lebens mindestens sechs Juden das Leben rettet. In dem am Ende des Buches abgedruckten Tagebuch heisst es unter dem Eintrag des 16.6.1943 in Bezug auf den Holocaust: „Wir haben eine unaustilgbare Schuld auf uns geladen. Wir verdienen keine Gnade. Wir sind alle mitschuldig.“ Und am 5.12.1943:“Alle Verbrechen, die wir begangen haben, wird das ganze Volk buessen.“
Alle Versuche des Ueberlebenden Szpylman den Offiyzier Hosenfeld nach dem Ende des 2. Weltkrieges aus der russischen Kriegsgefangenschaft freizubekommen, schlugen fehlt. Hosenfeld hatte weniger Glueck als der Pianist. Er starb im Jahre 1952 en schwer misshandelt in Sibirien.

 

 

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