Bandulet: Beuteland

Bandulet BeutelandAls Deutschland vor einigen Jahren seine Milliardengarantien für die südlichen EU-Pleitestaaten übernahm, wurden Statistiken über das Vermögen der Deutschen, der Griechen, Italiener und Portugiesen veröffentlicht. Und das Erstaunliche war: die Durchschnittsvermögen der Bürger dieser Länder, die am Rand der Pleite standen, waren ebenso hoch, zum Teil noch höher als das  Durchschnittsvermögen eines deutschen Steuerzahlers. Mit anderen Worten, die extreme Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie, die exorbitant hohen Steuereinnahmen des deutschen Fiskus schlugen irgendwie nicht bis zum sogenannten einfachen Mann durch. Damals hatte man diesen Befund salopp mit dem Aphorismus erklärt: In Italien plündern die Leute den Staat, in Deutschland plündert der Staat die Leute, jedenfalls die, die arbeiten und Steuern zahlen.

Das ist der Hintergrund, vor dem man das vorliegende Buch lesen sollte. Sein EZBTitel „Beuteland“ ist zwar etwas reißerisch,  aber das Buch, das  unter Mithilfe namhafter Wissenschaftler (Prof. Willecke, Prof. Schachtschneider und anderen ) entstand, ist exzellent recherchiert und von A bis Z faktensicher. Und es ist in seiner Kernaussage brisant, wahrscheinlich so brisant, dass sich eine etablierter Publikumsverlag für die Veröffentlichung von „Beuteland“ nicht gefunden hat und das Buch im Kopp Verlag veröffentlicht wurde, was seiner Reputation nicht förderlich war. Was aber ist an dem vorliegenden Buch so brisant? Antwort: „Beuteland“ bietet nicht mehr und nicht weniger als eine umgeschriebene Geschichte der Bundesrepublik seit dem Ende des zweiten Weltkrieges. Es räumt auf mit einer ganzen Reihe von Selbstverständlichkeiten bzw. Scheuklappen, die das allgemeine Geschichtsbewußtsein bis heute bestimmen. Auch wenn man nicht mit jeder der Thesen und Sichtweise  des Autors übereinstimmen mag, lohnt es sich doch, sich diese „Scheuklappen“ einmal genauer anzusehen. Im wesentlichen sind es fünf

Scheuklappe 1 „Es wurden nach dem Zweiten Weltkrieg im Unterschied zum Ersten Weltkrieg keine Reparationen gezahlt“. Wie Bandulet nachweist, ist das falsch, denn wenn man die gesamten Ressourcen zusammenrechnet, die Deutschland seit 1945 entzogen wurden – etwa die Besatzungskosten, die in manchen Zonen 40 – 50 % des Steueraufkommens ausmachten, jahrelange Zwangsexporte z. B. von Kohle für 1/3 des Weltmarktpreises, der Verlust aller Patente und die völkerrechtswidrige  Beschlagnahme privaten deutschen Eigentums im Ausland – kommt man auf einen Betrag, der weit über den Reparationen der Weimarer Republik liegt.

Scheuklappe 2: „Der Marshallplan war maßgeblich für das deutsche Wirtschaftswunder“ Diese Mär habe ich übrigens noch nie geglaubt, denn auch Frankreich und Italien hatten ja Marshallplanhilfe erhalten, ohne dass sie ein Wirtschaftswunder zustande gebracht hätten. Bandulet weist nach, das das deutsche Wirtschaftswunder  im wesentlichen auf zwei Faktoren beruht: auf der (trotz des Bombenkrieges) noch immer relativ intakten deutschen Produktionskapazität und der erstaunlichen Arbeitsethik der viel geschmähten Nachkriegsgeneration.

Scheuklappe 3: „Wir profitieren von der europäischen Einigung“ – Dass die EuropafahneEntstehung eines großen Binnenmarktes für die deutsche Wirtschaft ein Vorteil ist, bestreitet auch Bandulet nicht, aber dieser Vorteil wäre nichts wert, wenn die deutschen Waren nicht so wettbewerbsfähig wären, denn niemand zwingt die Europäer deutsche Waren zu kaufen, sie machen es, weil sie besser sind als die meisten Produkte ihres eigenen Landes. Was Bandulet damit sagen will, ist, dass sich die deutschen Exporte auch ohne den Binnenmarkt durchsetzen würden.  Dass sie es als Teil eines gemeinsamen Marktes tun, erzeugt jedoch derartige Kosten, dass dieser Vorteil fast wieder hinfällig wird.  Schon mit der Montanunion, gemeinhin als „Startschuss“ der europäischen Einigung gepriesen, begann die  wirtschaftliche Domestikation des wieder erstarkenden Nachkriegsdeutschlands unter dem Europa-Mantra. Denn die Montanunion beinhaltete zuerst und vor allem eine Quotenfestlegung für die europäische Stahlproduktion und damit einen Schutz der uneffektiven französischen Stahlindustrie gegenüber der leistungsfähigeren deutschen Stahlindustrie. Seitdem ist deutsches Geld die Grundlage der europäischen Einigung, was alle Mitgliedsländer durchaus wissen und hinter vorgehaltener Hand sogar äußern. So gingen zum Beispiel seit 1991, als Westdeutschland die Kosten der Wiedervereinigung schultern musste, 35-40 % der gesamten Nettoumverteilung innerhalb der EU  zu Lasten Deutschlands. Noch schlimmer und aus deutscher Sicht eine Katastrophe ersten Grades war der Verlust der DM, ein von der Politik inszenierter kollektiver Betrug an der Bevölkerung, für die langsam die Rechnung präsentiert wird. Seit der Abschaffung der DM steigen die (ohnehin nicht sonderlich hohen) deutschen Durchschnittseinkommen nicht mehr. Die Altersversorgung einer  ganzen Generation schmilzt durch die Nullzinspolitik der EZB wie Schnee in der Sonne.  Der Euro ist als Euro-Lira längst gescheitert und wird ebenso wie die Zombiebanken des Südens nur durch das pausenloses Gelddrucken der EZB am Leben gehalten. Der Regierung Merkel blieb es vorbehalten, gegenüber dem französischen und amerikanischen Druck einzuknicken und im Jahre 2010 auch noch der faktischen Einführung der Transferunion im Zuge der Griechenlandrettung zuzustimmen. Eine sich andeutende gesamteuropäische Einlagenhaftung und Sozialversicherung, im wesentlichen  von Deutschland finanziert, befinden sich schon in der Pipeline.

Scheuklappe 4: „Wir werden durch die Masseneinwanderung bereichert.“  Für den Wahnsinn der widerrechtlichen deutschen Grenzöffnung 2015 für Hunderttausende meist unqualifizierter junge muslimsichere Männer hat auch Bandulet keine Erklärung, weil dieses Staatsversagen in der Weltgeschichte vollkommen einmalig dasteht. Der 4. September 2015, als sich die Bundeskanzlerin in einem Akt einsamer Selbstbefragung  über Recht und Gesetz hinwegsetzte, wird mit Sicherheit als ein schwarzer Tag in die Geschichte Deutschlands eingehen, ebenso wie die der hysterische „Refuge welcome“-Hype, bei dem die Medien ihre Reputation verspielten und sich selbst isis_1Wirtschaftsführer wie Erstklässler äußerten. Die unumkehrbaren Auswirkungen werden inzwischen deutlich, wenngleich ihr wahres Ausaß noch immer verschleiert wird – sowohl was  die gigantischen Kosten, die Überdehnung des  Sozialstaates, das Ende des Landfriedens und das aggressive Missionsgehabe des Islam betrifft. Aber warum? fragt Bandulet. Wie konnte eine Regierungschefin, die vorher noch nie als sonderlich emphatisch in Erscheinung getreten war, unter dem Deckmantel einer hypertrophen Welterlösungsmoral Derartiges anrichten?  Bandulets Erklärung dafür thematisiert die fünfte und entscheidende Scheuklappe

Scheuklappe 5: „Wir leben in einem demokratischen Verfassungsstaat“Bandulet beurteilt den bewusst herbeigeführten  Kontrollverlust im Gefolge der deutschen Grenzöffnung vom September 2015  als Etappe eines langfristig von den internationalen Eliten verfolgten Zieles: der Entnationalisierung der europäischen Völker zugunsten der Entstehung einer atomisierten europäischen Bevölkerung ohne kulturelle Identität aber mit jeder Menge Konsumgier. Genau diese Atomisierung gewachsener Nationen sei nach Bandulet  langfristig die beste  Voraussetzung für die unangreifbare Abkapselung der politischen Eliten, die immer abgehobener und informeller agierten. Wer aber sind diese Eliten? Die Beschreibung der internationalen Netzwerke, in denen solche Entscheidungen eingefädelt werden, gehört für mich zum spannendsten Teil des Buches. Rund um die sogenannten „Bilderberger“, ein jährlich stattfindendes informelles Treffen der internationalen „Leader“ aus Europa und den USA ist eine internationale, weitgehend unkontrollierte Oligarchie entstanden, in der in der  letzten Jahren alle wesentlichen Fragen der internationalen Wirtschaftspolitik eingefädelt und beschlossen wurden (Euro, NAFTA, TiPP, Massenmigration etc.). Diese Oligarchie umfasst über personelle Überlappungen Gremien wie die Trilaterale Kommission (Treffen der Leader aus Japan, den USA und Europa) „European Round Table of Industries“ (ERT), die Atlanikbrücke, den Board of Directors von Goldman Sachs, die Flüchtlingskommission der UN und das Sammelsurium der NGOs, die als nützliche Idioten einer neoliberalen Oligarchie agieren. Am Beispiel des Iren Peter Sutherland („Nicht mehr die Länder suchen sich ihre Einwanderer aus, sondern die Einwanderer die Länder“) und des Finanzspekulanten George Soros werden die personellen  Überlappungen dieser Oligarchie deutlich. Wer sich fragt, warum die  sogenannten „kritischen“ Medien wie ZEIT, Spiegel, SZ und das Staatsfernsehen sich mit diesen informellen Oligarchien kaum beschäftigen, erhält eine frappierende Antwort: weil ihre Journalisten-Alphatiere selbst in diesen Gremien sitzen. Klaus Kleber lässt grüßen.

Schwere Geschütze, die Bandulet hier auffährt. Vielleicht zu schwer? Zu verchwörungstheoretisch?  Eines jedoch ist auf jeden Fall klar: Im deutschen Interesse ist rein gar nichts an der Politik der maßgeblichen Eliten in Deutschland. Es ist vielmehr eine Politik, die in der Sichtweise der einfachen DSCN7245Menschen Interessen folgt, die er nicht nachvollziehen kann. Bürger, die gegen diese Politik protestieren, werden als „zurückgeblieben“, „verführt“, „dumm“, als „Pack“, „Schande“, „Mischpoke“ oder „Rassisten“ abqualifiziert.  Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler, der sich vom einstmals  kritischen Geist in Rekordzeit zum Kanzlerflüsterer wandelte, formulierte es im  Deutschlandfunk so:, „Große Teile des Volkes … sind nicht besonders informiert, geben sich auchkeine Mühe, glauben aber dafür umso besser genau zu wissen, was der Fall ist. Also: Sie sind dumm.“  Dazu erübrigt sich eigentlich jeder Kommentar, außer dem, dass meist der am dümmsten ist, der anderen Dummheit unterstellt.

Das vorliegende Buch dagegen ist eine echte Kur gegen die Dummheit, wenngleich in einem völlig anderen sinne als es Münkler und seinen Mainstream-Adepten vorschwebt. Es ermöglicht einen anderen kohärenten Blick auf die große Zeitenwende,  in der wir uns befinden und in der sich, auch das schwingt in dem Buch mit, sich keiner mehr damit herausreden kann, er hätte es nicht gewusst.

Ein Gedanke zu „Bandulet: Beuteland“

  1. Das ist eine prima Rezension des Buches von Bandulet. Trotzdem möchte ich einige Anmerkungen zu den „Scheuklappen“ hinzufügen:

    Übersehen hat der Autor die Landnahme durch die Sieger: das sehr reiche Schlesien, ganz Ostpreußen und Pommern. Diese Auslassung ist ein schwerer Fehler. Die Landnahme ist für den linken Diskurs eine wunde Stelle.
    Ausschlaggebend war wohl weniger der verbliebene Maschinenbestand (vieles wurde dann auch noch abgebaut und in die Sowjetunion und nach Frankreich gebracht), sondern das Können der deutschen Facharbeiter, mit denen neue, moderne Fabriken aufgebaut wurden. Auch die Unternehmerschaft war noch vorhanden.
    Entscheidend ist der falsche Wechselkurs Deutschlands für den Euro gegenüber den anderen Währungen, der für D zu niedrig ist. So sind wir zwar billig im Export (und erhalten dafür lediglich TARGET-Schuldtitel), müssen aber zu viel für unsere Importe zahlen.
    Führende Leute in der deutschen Politik sind im Herzen Marxisten-Leninisten geblieben. Nach dem marxistischen Weltbild ist die Vermischung aller Völker der anzustrebende Zustand.
    Hier sind der Autor und/oder der Rezensent einem linken Propagandaslogan aufgesessen. Der Hinweis auf die dunklen Machenschaften der Bilderberger ist auf einer Linie mit der Nazi-Propaganda vom jüdischen Finanzkapital und der jüdischen Weltverschwörung. Schließlich sind es laut Bandulet mal wieder die Reichen und Kapitalisten, die das Volk aussaugen. Das passt sehr schön in das linke Weltbild.
    Wegen 5 drängt sich die Vermutung auf, dass das ganze Buch unter dem Vorwand der kritischen (rechten) Darstellung nur deshalb geschrieben worden ist, um diese linke Verschwörungstheorie hoffähig zu machen. Mit solchen Theorien wird von den wirklichen Vorgängen abgelenkt.
    Wilfried Zavel, Dettenbach

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