
Die herausragende Attraktion der Stadt Whitehorse im kanadischen Yukon ist das Beringa-Museum, ein futuristisch gestalteter Rundbau, in dem eine Epoche der Erdgeschichte dokumentiert wurde, in der Asien und Amerika noch über ein Landbrücke miteinander verbunden gewesen waren: eben „Beringa“. Beringa existierte vor etwa 20.000 Jahren, als in der letzten Eiszeit der Meeresspiegel 100-150 Meter tiefer gelegen hatte als heute. Die Einwanderer aus Asien, die über diese Landbrücke nach Amerika kamen, stießen auf eine wenig einladende, eiskalte Tundra, lange Zeit durch unübersteigbare Gletscher vom Rest Amerikas abgeschnitten war. Erst nach und nach gelang es den Einwanderern in den wärmeren Perioden über eisfreie Korridore nach Süden vorzudringen, um anschließend innerhalb von weniger als 20.000 Jahren die ganze Vielfalt indianischer Kulturen von den Fischnomaden der Kawsehkar in Südapatagonien bis zu den Monumentalbauten der Inkas, Mays und Azteken hervorzubringen.
Die Exponate, die in den verschiedenen Räumen des Museums ausgestellt sind, entstammen entweder den aufgetauten Permafrostböden in Alaska und Sibirien oder Unterwasserforschungen in einer Tiefe von gut einhundert Metern, was der Küstenlinie des versunkenen Beringas entsprach. Erstaunliche, längst ausgestorbene Tiere sind in den großen Räumen und im Freiluftbereich des Museums als Rekonstruktionen zu besichtigen. Wir betrachteten einen Riesenbiber, das Yukon-Kamel, den Kurznasenbär, ein Mammut, ein Riesenfaultier und viele Geschöpfe mehr, die aus dem schier unerschöpflichen Baukasten der Natur für einen Wimpernschlag der Naturgeschichte erschienen und dann wieder verschwunden waren.
Mit dem Beginn des Holozäns, dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren, war der Meeresspiegel wieder angestiegen, Nordamerika trennte sich von Asien, und dort, wo sich früher das Zentrum Beringas befunden hatte, erstreckt sich heute die eisige Beringsee.