Crichton: Welt in Angst

Crichton Welt in Angst _Krimis wollen aufklären, und zwar rätselhafte Fälle, in dem sie den Sachverhalt rekonstruieren und die Täter entlarven. Der moderne Ökotriller will nicht nur Fälle aufklären, sondern sogar noch gleich die ganze Menschheit  retten– und zwar vor Meeresverschmutzung.  Klimaerwärmung, Treibhauseffekt und was es sonst noch  geben mag. Schätzings „Schwarm“ lässt grüßen. Michael Crichton hat  mit seinem Bestseller „Welt in Angst“ noch einen draufgesetzt: er will die Welt auch über die aufklären, die die Welt vorgeben, aufzuklären. zu wollen – und sie in Wahrheit verdummen!

Worum geht es? Mit viel Action, knappen Dialoge, mäßiger Charakterzeichnung und schnellen Tempowechseln  entwickelt der Autor  die rasante Geschichte einer  weltweit operierende Gruppe von Ökoterroristen, die ohne Rücksicht auf Menschenleben  im Interesse einer radikal anderen Klimapolitik Eisberge in der Arktis absprengen und Raketen in den Himmel schießen wollen, um die Unwetter zu verstärken. Nützliche Idioten in diesem planetarischen Mix aus Verdummung und Verbrechen sind Hollywood-Schauspieler und Mäzene, die sich mit besten Absichten vor den Karren der scheinbar unbestreitbar bewiesene Klimaerwärmung spannen und sich hinreichend Kohle abzapfen lassen, damit diese Gruppierungen auch finanziell operieren können. Ihre Antagonisten sind der geniale Klimaforscher Professor Kenner  und der junge Anwalt Peter Evans, denen im Laufe der Geschichte so Manches passiert: Sie fallen in  eine Gletscherspalte, werden Blitzen gejagt und von giftigen Oktopussen attackiert. Es geht wacker drunter und drüber auf allen Kontinenten, ehe die Welt am Ende dann doch noch gerettet wird – und zwar vor denen, die sie eigentlich retten wollen.  So weit so unterhaltsam.

Hinter dieser Handlung, über deren Wahrscheinlichkeit man sicher geteilter Meinung sein kann, aber wartet noch ein zweites, viel interessanteres Buch – und zwar ein Buch über moderne Klimaforschung, deren Einzelheiten dem Leser während des gesamten Romans immer wieder unter die Nase gerieben werden. Man lese dazu als Einleitung nur das meisterhaft komponierte Interview zwischen einem Wissenschaftlerteam und Peter Evans auf den Seiten 90-99 und an vielen anderen Stellen. Die Gletscher schmelzen? Ja aber nur an den Rändern der Antarktis und das schon seit 6000 Jahren, verursacht durch eiskalte Fallwinde-  der Rest der Arktis vereist dagegen weiter (S.208) Eine sehr oberflächliche Betrachtungsweise konstatiert einen  parallelen Anstieg von Kohlendioxidausstoß und Klimaerwärmung über die letzten hundert Jahre. Aber in den USA beträgt diese Erwärmung im Mittel nur 0,3 Grad,  außerdem ist zwischen 1940 bis 1970, in einer Zeit des weltweit gestiegenen Kohlendioxydausstoßes, in den USA  sogar eine Abnahme der Durchschnittstermperaturen festzustellen (S.94).  Obwohl die Steigerungsraten des Kohlendioxidausstosses auf den Tabellen  einher kommen wie Steilwände, bedeuten sie lediglich,  als dass in den letzten einhundert Jahren der Anteils des Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre von 0,0316% auf 0,0376% gestiegen ist.(S.380). Ist denn wenigstens der nachweisbare Anstieg der Bodentemperaturen in vielen Gegenden der Erde ein Beleg für die  Klimaerwärmung? Keine Ahnung, antwortet Professor Kenner, Michael Crichtons Alter ego in dem vorliegenden Buch, aber sicher ist, dass die Bodentemperaturen immer dort steigen, wo sich Millionenstädte als „Wärmeinseln“ bilden, während die durchschnittlichen Temperaturen in ländlichen Gebieten gleich bleiben oder sogar sinken (siehe Tabellen auf S. 363ff.) . Die Gletscher auf dem Kilimandscharo schmelzen? Ja, aber nicht wegen k023der globalen Erwärmung, sondern weil die Regenwälder zu seinen Füßen zum Teil abgeholzt wurden und damit weniger Feuchtigkeit in die Gipfelregionen steigen und dort als Schnee abregnen kann (S.416). Die Meeresspiegel steigen? Nicht nach den weltweiten Messungen seriöser Institute. Die Hurrikane nehmen zu? Wieder Fehlanzeige, die öffentliche Aufmerksamkeit nimmt zu, aber nicht die Häufigkeit er Hurrikane (Tabelle S. 417).  Ja, aber selbst wenn das alles stimmt, mag man fragen, handelt es sich dann bei dem vorliegenden Buch nicht trotzdem um ein zutiefst gefährliches Buch, weil es  die Widerstände gegen die  ungehemmt weiter fortschreitende Umweltzerstörung hemmt? Crichton selbst, lässt einen der Protagonisten in dem vorliegenden Buch genau diese Frage stellen, und gibt auch gleich die  Antwort. “Nur weil man gegen die Todesstraße ist, ist man noch lange nicht gegen Verbrechensbekämpfung.“(S.419) – mit anderen Worten: man kann durchaus die Umwelt lieben und schützen wollen, ohne der weltweiten betriebenen Verdummung aus Politik, Medien und Ökobewegungen auf den Leim gehen zu wollen. Das ist die Lehre aus dem vorliegenden Buch, und dafür gebe ich fünf Punkte.

 

 

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