Gilbert: Eat, Pray, Love

Wer wissen will, wie die moderne Frau mit Bildung und Ambition denkt und fühlt, dem sei das vorliegende Buch ans Herz gelegt. Ein Welterfolg und Millionenseller,  der mit Julia Roberts verfilmt wurde. Es erzählt die  Geschichte einer Frau, die nach einer sehr schmerzhaften Scheidung in Italien, Indien und auf Bali einen neuen Lebenssinn sucht.

Ein guter Plan, zweifelsohne, aber ist das Buch, das davon erzählt, auch gut? Jedenfalls ist es nicht langweilig, denn ich habe den zweiten Teil, das Ende des indischen Aufenthaltes und die Monate auf Bali in einem Rutsch gelesen. Eigentlich hatte ich nur zu dem Buch gegriffen, weil ich einen Eindruck gewinnen wollte, wie man als Westler ein paar Monate auf Bali lebt, doch es dauerte nicht lange, bis mich auch die Hauptperson interessierte. Elizabeth Gilbert schreibt einfach zu gut, zu flüssig, um uninteressant zu sein, auch wenn sie gerne ins Seichte abgleitet. Am Ende des Buches las ich sogar noch den Beginn des Nachfolgewerkes „Das Ja-Wort“, um zu erfahren, was aus ihr und ihrer großen Liebe, dem Brasilianer Felipe geworden war. Leider nichts, wie ich erfahren musste, denn heute lebt Elizabeth Gilbert  mit einer gleichgeschlechtlichen Ehegattin wieder in den USA. So ist die moderne Frau: immer für eine Überraschung gut.

Was Gilbert in Italien, Indien und Indonesien suchte, war „turiya“, die vollkommene Glücksseligkeit in Gott“  Das erste Mal ist sie dieser Glücksseligkeit  in Indien teilhaftig geworden. „Ich wurde durch das Wurmloch des Absoluten gezogen, und in dieser rasenden Bewegung habe ich das Wirken des Universums plötzlich vollkommen verstanden.“ Doch die Autorin bleibt realistisch und begreift,  dass dieser Zustand nie lange anhält und in hellen Momenten ahnt sie sogar, dass die Liebe, nach der sie sich so sehnt, nichts weiter als ein Surrogat dieses Zustandes ist.  In Bali wohnt sie bei Ketut Liyer, einem uralter Heiler, ehe sie sich mit einer jungen Frau anfreundet, die ebenfalls Heilerin ist, sie aber am Ende beim Kauf eines Hauses hintergeht. Die Autorin  lässt sich in Ubud nieder, „einer asiatischen Variante von Santa Fe“, wo sie ein zauberhaftes Haus bezieht und die Tage im easy living- Modus verstreichen lässt. Morgens meditieren, nachmittags Besuche und abends lesen ( manchmal auch masturbieren, aber selten, man wird schließlich älter) Mit der Zeit lernt sie auch Einiges über die balinesische Kultur, was sie an die Leser weitergibt: etwa die ulkige Art der balinesischen Kindernahmen, die einfach durchnummeriert werden („Erster“, „Zweiter“, „Dritter“, „Vierter“, beim Fünften wird wieder mit der Zählung bei eins begonnen ) die Bedeutung, die die Wochentage der Geburt für den Charakter haben ( der Donnerstagsgeborene ist ein geltungssüchtiger, aber gut aussehender Drecksack – im Samstagsgeborenen schlummern böse Geister, die durch Opfer beschwichtigt werden müssen) oder die Gegenwärtigkeit der „vier Geschwister“ ( der Bestandteile der  Nachgeburt, die ehrenvoll begraben wird). Am Ende verlässt sie Bali zusammen mit Felipe, aus dem dann aber langfristig auch nichts werden sollte. „Turiya“, die vollkommene Glückseligkeit in Gott, die die moderne Frau in der Liebe sucht, ist einfach zu unbeständig.

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