Hahn: ein Mann im Haus

Endlich mal ein Buch, das eine weit verbreitete aber nie wirklich ausgesprochene Frauenphantasie in einen Roman überführt. Ein verheirateter Mann, der seine Geliebte Jahr für Jahr im Niemandsland der heimlichen Treffen und Quickies versauern lässt, wird von eben dieser Frau dingfest gemacht – und das im wahrsten Sinn des Wortes.

Der verheiratete Don Juan ist Hansegon (!) Küstermann, seines Zeichens Küster und Chorleiter in einem rheinländischen Ort, seine Geliebte die agile Goldschmiedin Maria, die schon so lange vergeblich darauf wartet, dass ihr schöner Hansegon endlich seine Frau verlässt. Bei einem Techtelmechtel flößt sie ihm ein Schlafmittel ein, und als er erwacht, findet er sich ans Bett gefesselt und der Willkür seiner sonst so ohnmächtigen Geliebten ausgeliefert. Hansegon wird gefüttert, gesäubert, unterhalten – kurz in die Existenzweise eines Babies zurück katapultiert, das der allmächtigen Maria auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist. Mal lässt sie ihre langen Haare „sein Geschlecht umflattern“ um dieses gleich anschließend selbstherrlich zu besteigen, dann wieder liest dem hilflosen Hansegon Passagen aus „Reinecke Fuchs“ vor. Während alle Welt glaubt, dass der Küster mit einer anderen Frau durchgebrannt oder das Opfer eines Verbrechens geworden ist, lässt die triumphierende Maria sich immer neue Raffinessen einfallen, sich an ihrem Hansegon zu rächen.

So weit so gut, mag man denken. Was aber wird nun aus dieser Konstellation? Kommt es zu einem kriminellen bzw. tödlichen Finale, einem Zweikampf der ehemals Liebenden? Befreit  sich der Küster und nimmt ihrerseits Rache an seiner Quälerin. Finden sich beide in einem neuen sadomasochistischen Spiel?  Tritt ein Dritter in die Handlung ein? Kommt es zu einer unvorhergesehenen Entwicklung, die der Geschichte eine neue Richtung gibt?

Leider nichts dergleichen. Als Maria ihre Rache gestillt hat, fährt sie den heruntergekommenen Hansegon einfach an einen abgelegenen Ort und schmeisst ihn aus dem Auto. Das wars. Ein wenig enttäuscht legte ich das kleine Buch beiseite. Schade. Aus diesem Plot hätte man mehr machen können.

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