Ich habe mich immer schon darüber gewundert, wie die genau Rezensenten bei der Einspielung ganzer Zyklen beurteilen können, ob die Tempi stimmen, ob dieser oder jener Bläser richtig getutet und diese oder jene Sopranistin den rechten Ton getroffen hat. Hut ab vor meinen Vorrezensenten, deren Ausführung detaillierte Kenntnisse von Werk, Orchester und Aufnahmerot verraten. Nur – wie ist dann ein derartiger Unterschied in der Bewertung von vier Punkten (!) bei den Rezensenten möglich? Ich habe da so eine Idee, behalte sie aber für mich.
Wenn ich mich die der vorliegenden Gesamteinspielung äußere, dann tue ich dies als Laie, aber auch als leidenschaftlicher Klassikliebhaber, der sein Leben lang Mahler gehört hat, früher auf den alten Platten, dann auf modernen Datenträgern. Ich habe für Mahler- Einspielungen von Bernstein, Haitink, Solti oder Barbirolli richtig viel Geld ausgegeben, und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich keinen großen Unterschied zwischen diesen großen Meistern zu der vorliegenden, unfassbar preisgünstigen Einspielung feststellen – mehr noch: die Klangfülle der Aufnahmen kommen mir fast noch satter vor als die bei Solti, die bislang meinen Favoriten warne.
Ich habe die kalten Wintertage, die uns Tief Daisy unjüngst bescherte, mit dieser Gesamtaufnahme wunderbar verbracht. Es war herrlich Eliahu Inbal zu lauschen, wie er mit seinem Orchester und den Solisten die schier unendlichen Klangwelten der Mahlerschen Musik durchschritt – sogar meine Katze Charly, die sonst bei Spätromantikern immer abhaut, blieb im neben mit im Bett liegen und schnurrte. Wenn das kein gutes Zeichen ist.