Kirchhoff: Infanta

Bodo Kirchhof gehört zu den Autoren, die oft  gute Bücher schreiben aber immer gut aussehen. Das kann längst nicht jeder von sich behaupten. Heute wird er sechzig Jahre alt, ein würdiges Alter, das gleichwohl noch reichlich Platz für ein ergiebiges  Spätwerk lässt.

Ein wenig zurück in die Zeit des mittleren Kirchhoff führt der vorliegende äußerst empfehlenswerte Roman „Infanta“. Zum Zeitpunkt seiner Abfassung hatte Kirchhoff gerade die Ära der Vierziger betreten, jenes Alter, in dem man „noch jung aber schon reif“ ist, und genau in dieser psychologischen  Grundprofilierung erlebt die Hauptperson des vorliegenden Romans, ein sogenannter „Mister Kurt“, die philippinische Revolution der frühen Neunziger Jahre. Mister Kurt ist als deutscher Journalist auf der Insel Luzzon unterwegs, wird Zeuge der Krise und des Sturzes des Marcos- Regimes in Manila, unternimmt diverse Abstecher in die Provinz zu kauzigen Missionaren und lernt dabei die wundervolle Infanta kennen, ein Mädchen aus Milch und Honig, das dem fremden Deutschen ihr Herz schenkt, ehe sie, wie das in jeder Liebesgeschichten so sein muss, auf tragische Weise ihr Leben verliert. Das wird bei weitem nicht so klischeehaft erzählt, wie es sich in dieser Kurzfassung anhört, sondern behutsam und stilvoll. Wo Kirchhoff in anderen Romanen gelegentlich in stiltechnische Fettnäpfchen tritt, bleiben derartige Ausfälle diesem Werk erspart. Mehr noch: Bodo Kirchhoffs Infanta ist eine wundervolle Liebesgeschichte ohne falsche Sentimentalität –  und meisterhaft erzählt  auch  vor dem Hintergrund  europäischer und asiatischer Psychologie.

Für mich ist „Infanta“ mit Abstand Kirchhoffs bestes Buch, und zu seinem heutigen Geburtstag sollte man ihm wüschen: los, Bodo schenk uns noch so ein Buch!

 

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