Mora: Der einzige Mann auf dem Kontinent

Das Buch beschreibt eine Woche im Leben des robusten Elektronikhändlern Darius Kopp und seiner ungarisch stämmigen Frau Flora. Darius Kopp ist eine korpulente Frohnatur, der die Fünf gerade sein lässt, sie ist eine schöne, einfühlsame, mitunter auch hypersensible Frau, die die Demütigungen in ihrem Kellerjob so gut wie möglich erträgt.  Die Handlung beginnt an einem Freitag, als ein armenischer Geschäftspartner eine Geldlieferung in Höhe von 40.000 Euro in Kopps Büro abgibt. Dann fahren die beiden noch spät am Abend in das vollkommen abgeschiedene Hausi ener Freundin.

Dort verleben sie ein faules Wochenende, das für Darius Kopp doch von den Sorgen überschattet wird, die ihm die Firma macht – die rückläufigen Erträge des EDV Dienstleisters, der rüde Chef, die ausstehenden Forderungen. Aber wie gesagt, Darius Kopp ist eine Frohnatur, isst und trinkt und lässt die fünf gerade sein, auch wenn er sich im Wald verfährt und schlecht träumt.

Der Montag beginnt mit einer Katastrophe, die jeder Mann kennt. Man will sich anziehen, aber alle Kleidungsstücke sind desolat, befleckt, angerissen, vergilbt oder unansehnlich. So köstlich diese Szene in dem Buch beschrieben ist, so deutlich ist sie eine Metapher für das Leben des Protagonisten, das langsam, ganz  langsam aus der Bahn gerät. Es beginnt damit, dass  der Papierkorb am Montag nicht geleert ist, dann ist auch in London, der europäischen Firmenzentrale niemand mehr zureichen. Wie ein Menetekel warten die 40.000 Euro auf ordnungsgerechte Verbuchung und jede Stunde, in der das unterbleibt, bringt Darios Kopp mehr in die Bredoile. Ein Spaziergang mit seinem Freund Stavrides durcb die heißen Frankfurter Römerstraßen informiert über die insgesamt abschüssige Bahn des Elektro und EDV Geschäftes, Namen fallen, Projekte werden gedeutet, aber nichts geht voran. Am Ende, nach einer ganzen Kette von Arbeitsblockaden, Hemdflecken, Absagen und Misserfolgen erfährt Darius Kopp, dass seine Firma fusioniert und er entlassen ist. Auch die Ehe von Darius und Flora gerät in eine Schieflage, sie verlässt das Haus, er reist ihr hinterher, ohne dass man am Ende wissen würde, wie die Ehekrise endet.

Das Buch ist im echten Mora-Speech verfasst, den die Leser der Autorin schon von „Alle Tage „ her kennen. Fast ganz ohne Anführungszeichen mit ständigem Perspektivenwechsel, aber im fetzigen Duktus fordert sie dem Leser einiges ab, belohnt ihn aber mit einem hohen Maß an Anschaulichkeit, die manchmal geradezu mitreißend ist.  Außerdem haben wir hier Feuilletonroman vor uns, der sich  wenigstens im Ansatz mit Wirtschaft beschäftigt, was ist selten genug und auch noch auf eine sehr ansprechende Art gelungen ist. Die reflexive Innenperspektive und die Außenbetrachtung auf die beruflichen Abläufe, Privates und Geschäftliches, Witziges und Bitteres halten sich eine  unterhaltsame Wage. Auch die Gliederung des Buches in sieben Kapitel, die den Wochentagen von Freitag bis Donnerstag entsprechen finde ich gelungen. Man kann eben auch noch durchaus linear anspruchsvoll erzählen. Allerdings hat das Buch am Ende seine Längen, was aber auch an mir liegen kann, deswegen verzichte ich auf einen Punktabzug.

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