Müller: Machtbeben

Zugegeben nicht immer macht Dirk Müller einen seriösen Eindruck. Zu entschieden, zu schnell kommen seine Urteile daher, als dass man Ihnen vorbehaltlos vertrauen möchte. Aber er ist unterhaltsam und informativ und weiß die Dinge in einer überraschenden Beleuchtung zu präsentieren Darin liegt der Wert des vorliegenden Buches Dazu einige Beispiele für Müllers eigenwillige Interpretation weltpolitischer Krisenfälle. So deutet Müller das Iran-Atomabkommen 2016, das mit Einverständnis der USA abgeschlossen worden ist, als eine US-Finte, um die arabische-iranische Rivalität im Nahen Osten weiter anzufachen und fette Rüstungsaufträge aus Saudi Arabien für die amerikanische Seite zu generieren. Der Atomkonflikt mit Nordkorea, der verkauft wurde, als stände die Welt am Rande eines Atomkrieges, war nach Müller nichts weiter als ein US-Ablenkungsmanöver, um neue Waffensysteme in Südkorea installieren zu können – wie überhaupt die USA kein Interesse daran hätten, jemals eine Wiedervereinigung Koreas zuzulassen, weil das die Legitimität ihrer militärische Präsenz an der chinesischen Grenze beseitigen würde. Was China betrifft so würde sich Müller niemals eine einzige China-Aktie ins Depot legen, weil man den Zahlen Chinas niemals trauen kann. Chinas Boom ist „die größte Blase der Weltgeschichte“ , die nur durch ständige Kapitalimporte am Leben gehalten wird. Im Augenblick, so Müller, befindet sich China am Ende dieser Blasenentwicklung und sieht eine möglichen Zinserhöhung der US Notenbank als Katastrophenszenario ins Auge. Auf der anderen Seite haben die USA allen Grund, die Konkurrenz Chinas im asiatischen Raum zu fürchten, denn das Projekt der „neuen Seidenstraße“ ist nichts anderes als der Versuch der wirtschaftlichen und bald auch militärischen Durchdringung Asiens. Der von der westlichen Presse hochgekochte Rohingya Konflikt ist nichts weiter als der Versuch des Westens, den Zugang Chinas zum südostasiatischen Meer über Myanmar zu verhindern. Man sieht: lauter ungewohnte Perspektiven auf das komplexe Machtgerangel der internationalen Politik, die man nicht alle nachvollziehen muss, auch wenn es nicht schaden kann, sie zu kennen.

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