Schmeh: Die 55 größten Flops der Wirtschaftsgeschichte

FlopsAm meisten über die Ehe kann man aus den Scheidungen lernen, sagte Chateaubriand. Mit dem Erfolg in der Wirtschaft verhält es sich ebenso. Am meisten über den Erfolg läßt sich folglich daraus lernen, wie und warum er sich gerade nicht einstellt – mit anderen Worten: aus den großen Flops und Pleiten der Wirtschaftsgeschichte. Das jedenfalls ist die Meinung von Klaus Schmeh, und aus den 55 Fällen, die er von der Tulpenhausse des 17. Jhdts. bis zu den Pleiten des Neuen Marktes aufrollt, läßt sich eine Menge lernen. Manchmal ist es Pech, mitunter eine falsche Einschätzung der Lage, fast immer Selbstüberschätzung und sehr oft auch kriminelle Energie, die zur Vernichtung von Milliardenwerten führten. Seien es die Pleiten der Neuen Heimat, der Konsum-Kooperative, die Krise der Metallgesellschaft oder der Absturz von EM TV, schier unersättlich ist das Panoptikum aus Gier und Eitelkeit, aus deren Kombination der Flop entsteht. Jede der Geschichten, selten länger als über fünf Seiten erzählt, ist lehrreich und interessant, wenngleich man einige der bedeutendsten Flops vermisst. Schmeh erwähnt die „Südsee-Hausse“ an der Londoner Börse im frühen 18. Jhdt.- die gleichzeitig ablaufende und ungleich folgenreichere „Mississippi Hausse“ und die Machenschaften des Schotten John Law im Paris des Jahres 1720 sind ihm keinerlei Erwähnung wert. Kurzweilig ist die Story über den Versuch den Geschmack von Coca-Cola zu ändern, warum aber fehlt die Geschichte vom gigantischen Ford-Edsel Flop? Dass manche der Einschätzungen sehr zeitbezogen bleiben, wird man dem Autor nicht ankreiden können. Denn ob die UMTS-Technik und der Transrapid sich tatsächlich als Flops erweisen werden, wird noch abzuwarten sein. Die Holzmann-Rettung, die Schmeh beschreibt, hat sich nach Redaktionsschluss des Buches als Riesenflop erwiesen. Und die Reisenpleite der Deutschen Bank fehlt in dem Buch. Auch Karstadt-Quelle sucht man vergebens. Sicher aber ist: das vorliegende Buch ist ganz bestimmt kein Flop sondern eine unterhaltsame Reise durch die Wirtschaftsgeschichte, bei der man sich auf die zweite und erweiterte Auflage freut.

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