Scholten: Quentin Tarantino Uncained. Die blutige Wahrheit

  Wie die meisten bin auch ich ein Fan der Filme des amerikanischen Regisseur Quentin Tarantino, wenngleich mit schlechtem Gewissen. Tarantinos problematischer Beitrag zur Filmgeschichte besteht in einer unterhaltsamen Ästhetisierung der Gewalt, was ihm viel Kritik eingetragen hat. Als er für „Pulp Fiction“ die goldene Palme in Cannes erhielt, kam es zu lautstarken Protestne. Auf der andern Seite wird niemand die Intelligenz seiner Drehbücher und seine handwerkliche Meisterschaft am Set abstreiten können. Einige seiner Szenen aus „Pulp Fiction“ oder „Kill Bill“ sind längst  zu Bestandteilen des kollektiven Gedächtnisses geworden. Unschlagbar finde ich etwa die Burger Szene aus der Eröffnungssequenz von Pulp Fiction Andere, weniger gelungene Filme  wie der unsägliche Streifen „Inglorious Basterds“ bedienten  den Zeitgeist in seiner ödesten Ausprägung.

Die vorliegende Biografie beschreibt anschaulich und informativ die Entstehung der  Filme, mit denen sich Tarantino in Hollywood und weltweit als Marke etablierte. Das Buch bietet darüber hinaus reichlich Hollywood-Kolorit aus der Schlüsselloch-Perspektive, erzählt von Casting-Listen,  Vorsprechterminen, bei denen auch die Stars versagen,  zerbrochenen Freundschaften und bietet jede Menge Hintergrundinformationen. Eine Person, die in dem vorliegenden Buch eine herausgehobene und positive Rolle spielt, der Filmproduzent Harvey Weinstein, ist allerdings mittlerweile in der versenkung verschwudnen – und zwar für 23 Jahre wegen Vergewaltigung.

Tarantino selbst kommt dagegen sehr gut weg. Immer wieder werden seine Kreativität, seine Fähigkeit zur Freundschaft und die Beharrlichkeit  hervorgehoben, mit der er seine Projekte verfolgt. Eine durch und durch interessante in der Lektüre für Cineasten in jedem Alter.

Kommentar verfassen