Smith: Tools and Weapons. Digitalisierung am Scheideweg

Gelegentlich erhalte ich Rezensionsexemplare von verschiedenen Verlagen, meist zu politischen oder historischen Themen. Diesmal flatterte mir ein druckfrisches Exemplar von „Tools and Weapons“ des Microsoft-Präsidenten Brad Smith (Vorwort von Bill Gates)  ins Haus, Hoppla, dachte ich zunächst, was soll ich denn damit? Davon verstehe ich doch gar nichts. Erst nach dem ersten Morgenkaffee wurde mir klar, dass dieses Buch gerade für Leute wie mich geschrieben wurde, für  Leseratten, die sich für Belletristik und Geschichte interessieren, aber von Informatik keine Ahnung haben. .

Das ist auch nach der Lektüre dieses Buches im Grunde nicht anders. Ich weiß aber jetzt, worum es geht. Es geht um die Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in einer zukünftigen digitalen Gesellschaft. Übrigens habe ich in diesem Buch, die erste für ich verständliche Definition der KI gelesen. Sie stammt von Dave Heiner, dem langjährigen Leiter der Microsoft-Grundlagenforschung und lautet: „KI ist ein Computersystem, das aus Erfahrung lernen kann, indem es Muster aus den eingespeisten Daten erkennt und daraus Entscheidungen ableitet“ (S. 214)  Woraus sich selbstverständlich sofort die Frage ergibt, wie die Computer mit Daten gefüttert werden, weil die Muster, die erkannt werden, auf den Daten beruhen, die Menschen mit bestimmten Wertvorstellungen eingeben.

Auch meine kleine Katze ist von den Auswirkungen der Digitalisierung betroffen

Auf der Grundlage dieser Arbeitsdefinition, die natürlich noch ausdifferenziert wird, umreisen die 17 Kapitel des vorliegenden Buches die Grundfragen einer zukünftigen digitalen Gesellschaft: Cybersicherheit, demokratische Kompatibilität von KI und Massenpartizipation, KI und individuelle Mündigkeit, die Unwägbarkeiten der sozialen Meiden („die Freiheit, die uns auseinanderbringt“) soziale Kontrolle  und die Umwälzungen bei Produktion und Beschäftigungsverhältnissen. Im abschließenden Kapitel „Vom Umgang mit einer Technologie, die größer ist als wir selbst“ fordert Smith eine neuartige Form der Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und Technologiekonzernen, um möglichen Fehlentwicklungen vorzubeugen. Hier störte mich ein wenig die aristokratische Abgehobenheit, mit der staatlichen Institutionen und Technologiekonzernen  die reine Lauterkeit unterstellt wird (Heiko Maas` Netzwerkdurchsetzungsgesetz und die politisch einseitig ausgerichteten Facebook-Löschbrigaden lassen grüßen).  Aber auch dann ist es von Seiten der betroffenen Bürger gut, zu wissen, wovon die  Rede ist. Dazu trägt dieses Buch zweifellos bei. Auch wenn man es wahrscheinlich mehrfach lesen muss, um es ganz zu verstehen.

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