Ulfkotte: Grenzenlos kriminell. Die Risiken der EU-Osterweiterung

Ulfkotte Grenzenlos kriminellZu den beeindruckendsten Begleiterscheinungen der Freiheit gehört die Mobilität. Leider aber ist nichts mobiler als die Kriminalität, was man im Angesichts der Begeisterung über die Freiheit gerne vergisst. Oder verschweigt, wie die politischen Eliten der europäischen Union, die in einer Verantwortungslosigkeit ohnegleichen diesen Aspekt der EU-Osterweiterungsrunden von 2004 und 2007 einfach ausklammerten. Das ist in aller Kürze die Grundthese des vorliegenden Buches von Udo Ulfkotte, das auf über 300 Seiten eine erschreckende Enzyklopädie des aus dem Ausland über die Staaten der alten Union hereinschwappenden Verbrechen vorlegt. Nach einer reichlich deprimierenden Bestandausnahme unter dem Tenor „Verbrechen lohnt sich!“ (leider!) werden die spezifischen Kriminalitätsarten länderspezifisch aufgelistet – seien es die Raubzüge georgischer Kleinkrimineller in Discountläden, deren Beute nachher massenhaft bei Ebay angeboten wird, sei es die Gewaltkriminalität von Esten, russische und ukrainische Auftragsmörder, lettische Wanderdealer, rumänische Klau Kinds oder die Untiefen der Prostitution in der tschechischen Republik – keine polizeibekannte Variante der organisierten Kriminalität bleibt dem schockierten Leser erspart. Wie verhält es sich aber mit den Strafverfolgungsbehörden? Schlecht, antwortet Ulfkotte, weil in den mitteleuropäischen Staaten an der Polizei gespart wird, wo es nur geht und in manchen osteuropäischen Staaten die organisierte Kriminalität bis in die Spitzen von Polizei und Verwaltung hineinreicht. Dass etwa Bulgarien trotz eklatanter Mängel in diesem Bereich pünktlich zum 1.1.2007 in die EU aufgenommen wurde, zeugt von einer geradezu erstaunlichen Ignoranz der politischen Eliten. Und wie geht es weiter? Ganz einfach, antwortet Ulfkotte: entweder sind die Altmitglieder der EU bereit, erheblich mehr von ihrem Wohlstand für den Aufbau des europäischen Ostens abzuzweigen, oder die Kriminalitätsmigration in das Herz Europas wird noch erheblich dramatischere Formen annehmen, als bisher. Auch die 12 Thesen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität am Ende des Buches machen wenig Hoffnung, denn die Kriminalitätsschwemme aus dem Osten trifft auf eine moralisch immer indifferente Gesellschaft. „Die Kokain- und Prostituiertenaffäre des Michel Friedmann war ein deutliches Zeichen dafür, wie weit der Werteverfall auch in den Führungskreisen unserer Gesellschaft inzwischen fortgeschritten ist.“(Seite 285) Keine guten Nachrichten, die es in dem vorliegenden sehr sachlich und nüchtern aufbereiteten Report zu lesen gibt. Aber gut zu wissen, dass es so ist und wem wir es zu verdanken haben.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Adrian Ambrer

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen