Vargas Llosa: Tod in den Anden

Als ich das erste Mal Peru bereiste, fuhren die Panzer durch Lima. Die Regierung Fujimoro befand sich im Endkampf mit den Terroristen des „Leuchtenden Pfades“, den sie bald darauf siegreich zu Ende führen sollte. Nur wenige Jahre früher, in den Achtziger Jahren,  spielt dieser Roman.

Die Terrorbrigaden des Leuchtenden Pfades befinden sich noch auf dem Höhepunkt ihrer Macht, massakrieren ganze Dörfer, die sich ihnen widersetzen und schlagen jeden Touristen tot, der ihnen in die Hände fällt. Hauptpersonen des vorliegenden Buches sind  Korporal Lituma aus Piura und sein Adjutant Thomasz, die von ihren Vorgesetzten in die hintersten Winkel Anden geschickt wurden, um das spurlose Verschwinden dreier Peruaner aufzuklären. Unter den Bedingungen der damaligen Zeit glich dieser Auftrag einem Selbstmordkommando, denn in der Nacht kamen die Terroristen und mordeten, was ihnen vor die Macheten kam. Erzählt wird der Roman mit der Technik literarischer Überblenden auf mehreren Zeitebenen, so dass die Handlungsverläufe wie die Fäden eines Knäuels nebeneinader herlaufen. Im Grunde geht es um drei Darstellungsebenen: um das Schicksal der Verschwundenen, die Suche nach ihnen und die soziale Situation der Hochanden. Anrührend die Geschichte Pedro Tinocos, eines der drei Verschwundenen, eines schwachsinnigen herzensguten Peruaners, der als Wächter eines Vikunja Reservates erleben muss, wie die Terroristen des Leuchtenden Pfades die Tiere abschlachten. Deprimierend die Ereignisse im Andendorf Andamarca, das erst ein Strafgericht der Terroristen und dann der Regierungstruppen über sich ergehen lassen muss. Demetrius, der überlebende Bürgermeister Andamarcas, ist der zweite der verschwundenen Peruaner. Casimiro, der dritte Verschwundene ist ein Albino, der als Händler durch die Andendörfer zieht, ein Kind mit einem minderjährigen Indiomädchen zeugt und dafür später von ihr zur Rechenschaft gezogen wird.

Immer weiter geht die Suche nach Pedrito, Demetrius und Casimiro, während in den kalten und gefährlichen Nächten der Gefreite Thomasz dem Korporal Lituma seine unglückliche Liebesgeschichte zur schönen Mercedes erzählt, die ihn am Ende mit gebrochenem Herzen sitzenlässt.  Wo die drei Verschwundenen schließlich abgebleben sind und wer sie auf dem Gewissen hat, soll an dieser Stelle nicht verraten werden, auch wenn ich anmerken möchte, dass mir das Ende ganz und gar nicht gefallen hat. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Insgesamt handelt es sich, vor allem auf den ersten 250 Seiten, um eine ungemein lesenswertes Buch und eine ideale belletristische Einführung in die Welt der Hochanden zugleich.

 

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