Yates: Elf Arten der Einsamkeit

Der Autor Richard Yates ist in – mehr als jemals in seinem wirklichen Leben. Nach „Zeiten des Aufruhrs“ und „Easter Parade“ liest das Publikum nun seine „Elf Arten der Einsamkeit“, eine Sammlung von Kurzgeschichten, die, so der Klappentext, „die Nachtseiten des amerikanischen Traums“ beleuchten. Dabei handelt es sich um elf Kurzgeschichten in unterschiedlicher Länge, in denen das traurige Personal des Misserfolges  – erfolglose Lehrer, ungeliebte Verlobte, Einsame, Todkranke, Soldaten, Masochisten, brotlose Literaten und viele andere mehr – ihren Versager-Auftritt auf den unterschiedlichen Bühnen des großstädtischen und ländlichen Lebens absolvieren. Da ist ein garstiger Knabe, der von allen ungeliebt, seine Einsamkeit dadurch bekundet, dass er Zoten an die Schulwände kritzelt, ein junger Mann, dem sein Junggesellenabschied mehr zu Herzen geht als die anstehende Hochzeitsnacht und eine junge Frau, die ihren todkranken Mann im Krankenhaus besucht, um sich gleich anschließend im Auto von ihrem Geliebten begrabschen zu lassen. Wir lesen von zwei neurotischen Junggesellen, die durch Europa tingeln und allen auf den Wecker gehen, von einem Autor, der für einen Taxifahrer Kurzgeschichten auf Dollarbasis schreibt und einer Tb-Station, die sich zum Neujahr selbst ein makabres Fest bereitet.

Im Unterschied zu vielen meiner verehrten Vorrezensenten bin ich allerdings der Ansicht, dass diese Geschichten im einzelnen durchaus unterschiedlich gelungen sind. „Baumeister“, „Weg mit den Alten“ und „BAR-Mann“ sind zweifellos echter Yates – sie verbinden psychologischen Röntgenblick mit sprachlicher Prägnanz und der Fähigkeit, mit wenigen Absätzen intensive Atmosphären zu erzeugen, zu jener Meisterschaft, die Yates in „Easter Parade“ und „Zeiten des Aufruhrs“ unter Beweis gestellt hat. „Ein wirklich guter Jazzpianist“, „Der Masochist“ sind interessant und lesenswert, einige der Geschichten, vor allem die Schulgeschichten „Doktor Schleckermaul“, „Der mit Haien kämpft“ und die Armeegeschichte „Alles, alles Gute“ kommen allerdings so konventionell und vorhersagbar daher, dass der Verlag meiner Ansicht nach gut getan hätte, sie nicht in die vorliegende Sammlung mit aufzunehmen. „Acht Arten der Einsamkeit“ wären doch auch nicht schlecht gewesen. Alles in allem trotzdem empfehlenswert.

 

 

 

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