Christian Schneider: Sarah Wagenknecht. Die Biografie.

Sarah Wagenknecht ist in aller Munde. Die Linken kritisieren sie, die Rechte verehren sie (heimlich), die politische Mitte wundert sich über die Ausstrahlungskraft dieser jungen Frau jenseits der Parteimaschinerie. Christian Schneider hat es unternommen, dem Leser den Lebenslauf dieser ungewöhnlichen politischen Figur nahezubringen. Dass der Autor seinem Gegenstand mit großer Sympathie und Zustimmung begegnet ist kein Nachteil, da die Darstellung immer gut lesbar und ausgewogen bleibt.

Im Mittelpunkt des Buches die intellektuelle Entwicklung der hochbegabten Deutsch-Iranerin, die ihre Karriere als knallharte Stalinistin und Bürgerschreck begann, um sich dann, nach einem intensiven Wirtschaftsstudium, vom Beton-Sozialismus zu lösen und intelligente Rezepte für eine Neuorganisation der neoliberalen Kartelldemokratien vorzulegen.  Dass sie dabei die notorischen Bretter vor dem Kopf, die Sozialisten normalerweise lebenslang begleiten hinter sich ließ, brachte ihr die Gegnerschaft ihrer Partei „Die Linke“ (ehemals SED) ein. Der Autor sieht in dem Unvermögen der Linken, eine Person vom politischen Gewicht Sarah Wagenknechts zu integrieren einen wesentlichen Grund für die Niedergang der Partei. Verantwortlich dafür sind seiner Meinung nach mediokre politische Eintagsfliegen wie Bernd Riexinger und Katja Kipping, auch der umtriebige Gregor Gysi erscheint in der vorliegenden Biografie einem durchaus zweifelhaft Licht. Ihnen gegenüber repräsentiert Sarah Wagenknecht Grundsatztreue, menschliche Anständigkeit und Verlässlichkeit, lauter Eigenschaften, die nicht zuletzt ihre Ausstrahlung erklären.

Wie aktuell das vorliegende Lebensbild ist, zeigt die nach der Drucklegung des Buches von Sahra Wagenknecht angestoßene Diskussion über eine Begrenzung der Zuwanderung und eine Intensivierung der Diplomatie im russisch-ukrainischen Krieg. Das Besondere an diesen Positionen ist nicht so sehr ihre Originalität, sondern die Tatsache, dass hier einmal eine Politikerin die eingefahrenen Schienen verlässt, um dem gesunden Menschenverstand zur Geltung zu verhelfen. Man muss dabei nicht alle Wertungen Wagenknechts teilen, um sich über die menschlich unanständigen Formen zu wundern,  in denen der Mainstream Sarah Wagenknecht stigmatisiert.

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