Wolfgang Behringer: Kulturgeschichte des Klimas

Wir leben in Zeiten einer neuen Weltreligion, und wie bei allen Religionen geht es ihren Anhängern nicht um  Wissen, sondern um Glauben an. Insofern ist es Unsinn, etwa die Schulschwänzern der „Friday for Future“ Bewegung nach dem Co2 Anteil in der Atmosphäre oder den Milankovic-Zyklen zu fragen. Sie  wissen es nicht, und sie brauchen es auch nicht zu wissen, denn ihr Glaube und ihre selbstattestierte Moral reichen ihnen vollkommen aus. Wer also ein Buch über Klimageschichte liest, macht dies allein aus Gründen persönlicher Fortbildung. Niemand darf annehmen, er könne einen Klimagläubigen mit Fakten, Zahlen oder Argumenten  überzeugen. Dies vorausgeschickt, kann ich trotzdem das vorliegende Buch als ein wohltuendes Vademekum gegen die gegenwärtige Klimahysterie empfehlen. Seine Darlegungen relativieren die endzeitliche Eschatologie der Klima-Paniker und  formulieren sogar leise Kritik an den Klimamodellen des IPPC, allerding auch das nur verklausuliert, weil dieses Buch sonst sofort dem Verdikt der politischen Korrektheit zum Opfer fallen würden.

Behringer stellt zunächst die Methoden vor, mit denen Klimageschichte betrieben wird und führt den Leser sodann im gestreckten Galopp durch die Jahrhunderttausende. Man lernt, dass lange vor der  Erfindung der Schrift und der eigentlichen Geschichte klimatechnisch bereits jede Menge los war auf unserem Planeten – man denke nur an das „Volllaufen“  des Schwarzen Meeres vor gut 8000 Jahren und das Verschwinden von Beringa zwischen Asien und Amerika am Ende der letzten Eiszeit. Keine 10.000 Jahre ist das erst her, und man wundert sich schon, wie relativ schnell sich diese Klimaumschwünge vollziehen können. Worüber man sich auch wundert ist die Komplexität der Erklärungen, die dafür zur Verfügung stehen. Erdrotation, Sonnenprotuberanzen, Erdbeben, Vulkanismus tragen ihren Teil zur Klimaveränderung ebenso sehr bei wie der Mensch und seine Eingriffe in die Natur.  Es folgt ein Parforceritt durch die Geschichte in ihrer Abhängigkeit von Klimaveränderungen.  Behringer spricht vom „römischen Klima-Optimum“, um die Blüte des römischen Reiches zu erklären und verweist auf die gleichzeitige Blüte der Han in China. Er stellt die   frühmittelalterliche Kaltzeit dar und  zitiert die zahlreichen Quellen, die von Kältephasen und Ernteverlusten sprechen. Es folgt die hochmittelalterliche Warmzeit  zwischen 1000 bis 1300, in der die Alpengletscher schmolzen, sich die Baumgrenze nach oben  verschob und Wein in Norwegen angebaut werden konnte. Ausdrücklich vermerkt Behringer, dass diese hochmittelalterliche Warmzeit den Klima-Panikern ein Gräuel ist, weil sie Co2  Schwankungen ganz ohne Industrialisierung belegt. Kein Wunder, dass mit allen mathematischen und statistischen Tricks versucht wird, diese unwillkommene Warmzeit aus der Geschichte heraus zu eskamotieren. Nach der hochmittelalterlichen Warmzeit folgt die frühneuzeitliche „kleine Eiszeit“, bis die Temperaturen am Beginn der industriellen Revolution wieder ansteigen. Die enorme Steigerung der landwirtschaftlichen Produktivität im England des 18. Jhdts. ist möglicherweise auch eine Folge dieser langsam einsetzenden Erwärmung. Bärenstark sind die Passagen, in denen der  Autor auf die zahlreichen Manipulationen eingeht, mit denen die politisch korrekten Klima-Paniker versuchen unpassende Daten wegzurechnen. Der mathematisch zurechtfrisierte „Hockeyschläger“ lässt grüßen.   Es ist schon fas ein Treppenwitz der Klimageschichte, dass eine akademische Generation, die in der Oberstufe Mathematik zum großen Teil abgewählt hat, heute mathematischen Modellen zur Klimaentwicklung vertraut, ohne sie überhaupt zu verstehen. Dieser letzte Gedanke stammt allerdings von mir. Behringer wäre viel zu vorsichtig, sich so frontal zu äußern.  Auch bei der Frage nach dem anthropogen verursachten Klimawandel, gewissermaßen das zentrale Glaubensbekenntnis der Klimareligion bleibt Behringer wohlweislich im Ungefähren. Na klar, ist der Manch an der feststellbaren ( allerdings keineswegs dramatischen) Klimaveränderung beteiligt, aber in welchem Umfang, ist wissenschaftlich nicht zu beantworten. Der berühmte 97 % Tweet Präsident Obamas (97% aller Wissenschaftler halten den menschengemachten Klimawandel für wissenschaftlich bewiesen) ist einer der  größten Faken der Wissenschaftsgeschichte. Diese Zahl, die die Klima-Paniker heute wie eine Monstranz vor sich her  tragen, beruht auf einer schlampigen und völlig einseitig interpretierten Untersuchung eines neuseeländischen Klimaforschers. Merkwürdigerweise fehlt dieses Detail im vorliegenden Buch. Worauf Behringer  aber immer wieder zu sprechen kommt, ist das peinliche Zwischenspiel der Sechziger und Siebziger Jahre, als alle Welt von einer kommenden Eiszeit schwadronierte.

Alles in allem werden Behringers Schlussfolgerungen vielen Klima-Panikern ein Ärgernis sein. . Klimatechnisch gilt, so Behringer, dass es ein ideales Klima gar nicht gibt, und das Klimaveränderungen immer Verlier  und Gewinner haben. Das ist schon einmal ein Hammer für jeden Klima-Ergriffenen. Aber es kommt noch besser. Die Welt, so Behringer, wird  ganz sicher durch den Klimawandel nicht untergehen.  Eine beruhigende Nachricht, die auch in Reichholfs „Naturgeschichte des letzten Jahrtausends“ verkündet wird, die ich parallel gelesen habe. Diese Aussage soll natürlich  niemanden davon abhalten wird, Menschen in Wüstenzonen zu helfen, gegen die Vermüllung der Meere zu kämpfen und wo immer es möglich ist, die Umwelt zu achten und zu hegen.

Dass die Welt durch den Klimawandel nicht untergehen wird, wird den Klima-Panikern wie eine ketzerische Botschaft erscheinen.   Ihnen das vorliegende Buch empfehlen zu wollen, wäre verlorene Liebesmüh. Denn wie schon am Rande der Rezension vermerkt: den maßgenblichen Akteuren der Klimahysterie geht es nicht um wissen sondern nur um Glauben.

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